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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 2 - S. 26

1867 - Breslau : Max
24 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. keinem als unter Gottes Gericht, und schon durch sein Amt sei er eine heilige Person. Das wollten nun lange Zeit die andern Bischöfe so wenig wie der Kaiser ihm zugeben; aber mit einer bewunderungswürdigen Hartnäckigkeit ließen die römischen Bi- schöfe von ihrer Forderung nicht ab, und jeder hoffte, seine Nach- folger würden sie schon durchsetzen, wenn es ihm selbst auch nicht ganz damit gelänge. Zu Ende des vierten Jahrhunderts schon waren die Patriarchen in Antiochien und Alexandrien denen in Rom und Constantinopel untergeordnet. Der in Rom nannte sich nun Papst; er behauptete, wie gesagt, er sei ein Nachfolger des Petrus; denn dieser habe — was aber nie erwiesen und höchst unwahrscheinlich ist — die römische Gemeinde gestiftet; auch könne er in Glaubenssachen nicht irren, weil der heilige Geist ihm Alles, was er thäte und sagte, eingäbe. Dieser Anmaßung widersprach der Patriarch in Constantinopel; aber jeder blieb bei seiner Meinung und that den andern in den Bann. Im nenn- ten Jahrhunderte wurden die Streitigkeiten so heftig, daß sich beide Kirchen, die römische oder katholische und die grie- chische, endlich 1053*) voneinander trennten, und sie habeil sich nie wieder vereinigt (siehe Abschnitt 63). Noch heute nennt die eine die andere die abtrünnige (schismatische). Der entscheidendste Schritt zu der welthistorischen Stellung des Papstthums ward durch die Franken unter Pipin herbei- geführt, an welchem sich der Papst eine Stütze geschaffen hatte, dadurch, daß er die Thronentsetzung des letzten Merowingers, an dessen Stelle Pipin trat, zum Voraus billigte. Zur Vergeltung erwarb dieser durch zwei siegreiche Feld- züge nach Italien dem römischen Stuhle Unabhängigkeit von den bilderstürmenden Kaisern und verlieh ihm durch „die Pipinsche Schenkung" das den Langobarden entrissene Ge- biet des Exarchats am adriatischen Meere von Ravenna bis Ancona Dadurch wurde der Grund zur weltlichen Herrschaft des Papstthums gelegt. Zum Dank erhielt Pipin den Titel „Patrizius von Rom", welcher ihm Recht und Pflicht des Schutzes sowohl gegen die aufrührerische Bevölkerung Roms als gegen die Angriffe der Lombarden übertrug. *) Die griechische Kirche hal nicht wie die römische 1 Oberhaupt, sondern 5: 1) der Patriarch von Jerusalem, 2) der von Antiochien, 3) der von Alexan- drien, 4 der von Constantinopel, 5) der heilige Synod in Rußland.

2. Theil 2 - S. 54

1867 - Breslau : Max
52 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. ches Behagen an den Turnieren, wie man es nannte, daß diese seit jener Zeit Nationalfeste für die deutsche Ritterschaft wurden. Nach seinem Tode wurde sein Sohn Otto I. (936 — 973), den lnan auch den Großen nennt, König der Deutschen. Er wilrde, wie seine beiden Vorgänger, von allen deutschen Herzogen und andern Großen gewählt, die sich dazu auf einem großen Felde zwischen Mainz und Worms am Rhein versammelten. So wurde es damals immer bei den deutschen Königswahlen gehal- ten. Erst später änderte sich das nach und nach. Die Mächti- geren schlossen immer mehrere von den Mindermächtigen aus, bis endlich die Zahl der Kur- oder Wahlfürsten sich aus sieben beschränkte. Doch war dies, wie gesagt, erst später der Fall. Von dem wackern Otto — denn er hatte alle Tugenden sei- nes erlauchten Vaters — wäre nun viel zu erzählen: wie er ei- nen langen Krieg mit dem Herzog von Böhmen, Boleslaus dem Bösen, führte, der seinen sanften Bruder, (den heiligen) Wenzel, mit eigener Hand ermordet hatte*); wie er fünf Mal nach Italien zog und die Lombardei wieder mit seiner Herrschaft vereinigte; wie er bis in die Halbinsel Jütland vordrang und die Dänen zittern machte; wie er an die Grenze der Mark, wo danrals noch slavische Stämme wohnten, in Hafelberg und Bran- denburg, Bisthümer stiftete u. s. w. Doch das würde uns zu weit führen. Hier mag nur gesagt werden, wie er die Lombar- dei gewann und wie er die wilden Ungern endlich ganz aus Deutschland herausschlug, so daß sie nie wiederkamen. Italien war nach dem Aussterben der Karolinger bald von diesem, bald von jenen: einheimischen oder burgundischen Großen regiert worden. Zu Otto's Zeit besaß es Lothar, ein guter und sanfter Mann. Dieser starb so plötzlich, daß man allgemein behauptete, Berengar, ein Markgraf von Jvrea in Ober-Ita- lien, habe ihn vergiften lassen, um das Land an sich zu reißen. Wenigstens niachte er sich zum König won Italien und verlangte von Lothars Wittwe, der jungen und schönen Adelheid, daß sie seinen verworfenen Sohn Adalbert heirathen solle. Als Adelheid das fest abschlug, ergrimmten Berengar und dessen Frau Wi lla so, daß sie die Adelheid gröblich mißhandelten und Willa sie mit den Fäusten ins Gesicht schlug und bei den Haaren auf *) Derselbe Wenzel, dessen Sarg. Helm und Panzerhemd in der Wenzes- lauskapelle in Prag gezeigt und dessen Andenken dort hoch verehrt wird.

3. Theil 2 - S. 60

1867 - Breslau : Max
58 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Aus diesen Standes-Unterschieden entwickelte sich in Folge der Kriege und Eroberungen das L eh ns wesen des Mittelal- ters, das sogenannte Fe udalsystem. Alles eroberte Land näm- lich wurde unter die alten und neuen Besitzer getheilt, dergestalt aber, daß das den Ueberwundenen belassene Land gewisse Zinsen oder Leistungen zu gewähren hatte. Das übrige Land theilte der Sieger unter seine Gefährten (Vasallen), wofür sie ihm zum Heerbanll verpflichtet wurden. Aller Besitz ging also von dem Landesherrn aus, er war der allgemeine Lehnsherr. Der König erhielt aber durch das Recht der Eroberung noch einen beson- dern Antheil an dem eroberten Lande für sich, welches er eben- falls unter treue Diener vertheilte, aber nur zu lebenslänglicher Nutznießung. Ebenso übertrugen die großen Grundbesitzer einen Theil ihres Allods oder auch ihres Lehns geringeren Leuten als Asterlehn und brachten so die kleinen Freien in ein Lehnsverhält- niß, welches von diesen meistens auch aus dem Grunde gesucht ward, weil sie dadurch von dem allgemeinen Heerbann befreit wurden. Der Stand der Freien erhielt sich nur in den Baro- nen, freien Grundbesitzern in Mitte der Vasallen. Sie wurden Hintersassen der großen Grundherren. Das ganze Staatswesen des Mittelalters bestand also aus einer Un- masse ineinander verschlungener Privatverhältnisse, deren beleben- des Princip die wechselseitige Treue war. Zu der Zeit, wo der Adel allein den Stand der freien Leute ausmachte, herrschte unter ihm noch eine entsetzliche Rohheit. Ohne allen Unterricht in Wissenschaften aufgewachsen, hatten die Edel- leute für nichts Anderes Sinn, als sich im Kriege mit dem Feinde herumzuschlagen, oder, wenn es keinen Krieg gab, zu jagen und zu zechen. Kräftig wuchsen sie heran, abgehärtet wurden ihre Körper durch die beständige Bewegung; und da damals der höchste Ruhm nicht darin bestand, der Tugendhafteste und Ver- ständigste zu sein, sondern die stärkste Faust zu haben, so übten sich die Edelleute schon von Kindheit an, sich herumzuschlagen, zu reiten, zu jagen und zu fechten. Daher sehen wir auch jetzt noch in den alten Rüstkammern oft schwere Panzer und Waffen, die uns zu Boden drücken würden. Aber wir wollen diese un> sere schwächere Natur nicht beklagen, da indessen dafür unser Geist Riesenschritte gemacht hat. Die alten Ritter waren mei- stens so unwissend, daß wenige von ihnen lesen und schreiben konnten, und wenn einer seinen Namen unterschreiben sollte, so

4. Theil 2 - S. 66

1867 - Breslau : Max
64 Mittlere Geschickte. 2. Periode. Deutschland. Herr, nur oft aus Jugend übereilt. Sein Vater hatte ihn mit einer griechischen Prinzessin, Theophania, vermählt, und eben darum machte er nun Ansprüche aus Unter-Italien, das damals noch dem griechischen Kaiser gehörte. Den Griechen kamen die Araber, die damals schon bis nach Sicilien vorgedrungen waren, zu Hülfe, und hart am Meerbusen von Tarent, bei Basien- tello (982), wurde Otto in einer blutigen Schlacht geschlagen. Nur sein Muth und sein Glück retteten ihn. Von den Feinden und vom Meere eingeschlossen, sprengte er keck in die See hin- ein und schwamm nach einem Schiffe hinüber. Dies nahm ihn zwar auf, aber es war ein feindliches. Der griechische Capitain erkannte ihn: „Bist du nicht der Kaiser?"— „Ja!" sprach er, „ich bin es. Höre aber, was wir zu thun haben. In dies Land mag ich nicht wieder kommen, aber nach jenem italienischen Hasen (Rossano) fahre mich; da ist meine Frau und all mein Geld; wir wollen sie abholen und dann nach Constantinopel fahren, wo mich der Kaiser gewiß als Freund aufnehmen wird." Zugleich versprach er eine reiche Belohnung. In der Nähe des Hafens ließ er Anker werfen und schickte einen Diener ans Land, um, wie er sagte, das Lösegeld zu holen, eigentlich aber, um seiner Frau von seiner Lage Nachricht zu geben. Die Frau und seine Freunde kamen sogleich ans Ufer, ob sie ihn vielleicht befreien könnten. Er aber stürzte sich ins Meer, und rettete sich glücklich durch Schwimmen auf das Ufer. Jetzt wollte er dem Schiffer die Belohnung schicken, aber dieser war so bestürzt, daß er gleich auf und davon fuhr. Ehe Otto ein neues Heer ausgerüstet hatte, starb er (983), erst 28 Jahre alt, in Rom. Er hinterließ ein dreijähriges Söhnchen, welches die Fürsten dennoch unter dem Namen Otto Iii. (983 — 1002) als König anerkannten. Ihn leitete seine Mutter Theophania, und als diese acht Jahre darauf starb, seine Großinutter Aoelheid, wäh- rend der Erzbischof von Mainz (Willigis) die Regierungsgeschäfte versah. Otto wurde von der Mutter selbst und von den vor- züglichsten Gelehrten seiner Zeit (Gerbert, dem nachmaligen Papste) trefflich unterrichtet, und brachte es wirklich in den Wissenschaften recht weit. Aber es machte ihn auf sein Wissen eingebildet; er nahm griechische Sitten an, verachtete die Ge- wohnheiten der Deutschen, und wollte, daß diese sich nach ihm bilden sollten. Ueberhaupt machte sich das neue geistige und Wissenschaft-

5. Theil 2 - S. 132

1867 - Breslau : Max
130 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Der vorhin erzählte Kreuzzug war keineswegs der letzte.. Noch fünf bis sechs dergleichen Züge sind unternommen worden, und es ließe sich viel davon erzählen, wenn wir uns nicht auf die Hauptsachen beschränken müßten. Gottfried von Bouillon und seine Begleiter hatten zwar Jerusalem erobert, aber der Sultan von Aegypten, dem das umliegende Land gehörte, ließ den Kreuzfahrern in Jerusalem keine Ruhe; denn sie konnten ihm die Umgegend nicht abnehmen, und immer näher rückte er an die Thore heran. Nie konnten die Lateiner — so nannte man gewöhnlich die in Jerusalem wohnenden Christen — das Schwert in die Scheidt stecken, und die nach dem heiligen Grabe Jahr aus Jahr ein aus den Abendländern wallfahrtenden Chri- sten wurden unaufhörlich gemißhandelt, ehe sie die Thore der heiligen Stadt erreichen konnten. Endlich traf die Lateiner ein großes Unglück: der seldschuckische Fürst von Aleppo, Nu re d d in, ' eroberte die Stadt Edessa in Syrien, welche den Kreuzfahrern ' auch gehörte, und 46,000 Einwohner wurden dabei niedergehauen. Da bat der Papst die abendländischen Fürsten wieder, den be- drängten Lateinern zu Hülse zu kommen. Wirklich entschlossen sich auch zwei Fürsten dazu. Es waren der König Ludwig Vii. von Frankreich und der deutsche Kaiser Konrad Iii. Aber es wurde nicht viel ausgerichtet. Sie zogen zwar 1147 ans, kamen auch nach Klein-Asien, hatten aber hier mit so vielem Ungemach zu kämpfen, daß Konrad schon hier nach Constantinopel wieder umkehrte. Ludwig ging zwar vollends bis Palästina, wohin auch Konrad zur See ihm nachfolgte, aber ohne daß beide der Sache der Lateiner etwas helfen konnten. Nach zwei Jahren kehrten beide unverrichteter Sache in ihre Länder zurück. Daher geschah denn Das, was man lange gefürchtet hatte — Jerusalem wurde 1187 von den Ungläubigen den Christen entrissen. Saladin, Sultan von Aegypten, ein höchst muthiger und dabei edelmüthiger Krieger, hatte es eingenommen. Als diese Nachricht nach den Abendländern kam, entstand ein allge- meines Wehklagen. Es war, als wenn Jeder sein Liebstes ver- loren hätte, und wenig fehlte, daß nicht gleich ganze Hansen wieder nach Palästina gezogen wären. Aber so schnell ging es nicht; man wußte nun schon, daß ein solcher Zug mehr als eine Lustreise sei. Damals (fast 100 Jahre nach dem ersten Kreuz- zuge) regierte in Deutschland ein alter ehrwürdiger Kaiser, Frie- drich I. von Hohenstaufen (1132 — 90). Man nannte ihn

6. Theil 2 - S. 142

1867 - Breslau : Max
140 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Legaten, der Graf Simon von Montfort, der nach der Graf- schaft Toulouse lüstern war. Am schrecklichsten war das Schicksal der Stadt Veziers (unweit des Meerbusens von Lyon), wo auf Befehl des päpstlichen Legaten 7000 Menschen in einer Kirche, in welche sie sich geflüchtet hatten, verbrannt und dann die übrigen Einwohner, 20,000 an der Zahl, ermordet wurden, und zwar um der Religion willen! Wer gefangen wurde, den verbrannten die Katholiken, auch wenn er seine Ueberzeugung widerrief. Der Krieg endete erst nach 24 Jahren, nachdem Hunderttausende das Leben verloren hatten und das schöne Süd-Frankreich zur Wüste geworden war. Montfort erlebte das Ende des greulichen Krieges nicht; er wurde bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurf getödtet. Die meisten Albigenser waren erschlagen worden; die wenigen Geretteten suchten in den Gebirgen Zuflucht. So endete einer der schänd- lichsten Kriege, zu dem die Verkehrtheit religiöser Ansichten ge- führt hatte. Ein schreckliches Denkmal aber hinterließ er in der Stiftung des Jnquisitionsgerichtes, welches zur Aufspürung der Ketzereien gegründet wurde. (Abschnitt 70.) Bald nach Ludwigs Ix. Tode hörten die Züge nach Palä- stina ganz auf; denn 21 Jahre daraus (1291) nahmen die Mu- hamedaner die letzte Stadt, welche die Christen dort gehabt hat- ten, Acre, ein, und überdies war der Eifer für die Eroberung des heiligen Grabes ziemlich abgekühlt. Man kann annehmen, daß diese Züge, aber freilich mit Unterbrechungen, etwa 200 Jahre^ d. i. von 1096—1291, gedauert haben. Sie sind nicht allein als eine sonderbare Erscheinung der religiösen Schwärmerei merk- würdig, sondern auch hohe Zeuguisse des Glaubenseifers jener Zeiten, wo der Einzelne durch eine begeisternde Idee aus dem ge- meinen Verlaufe des Lebens herausgerissen wurde und alle Mühen und Gefahren, ja den Verlust des Lebens selbst nicht achtete. Es ist wohl sehr natürlich, daß so große Bewegungen, wie die Kreuzzüge waren, wichtige Folgen für Europa haben mußten. Daß diese Folgen größtentheils segensreiche waren, läßt sich mit Gewißheit erwarten, weil jene Züge durch die göttliche Vorsehung herbeigeführt wurden; und wenn sie auch meist mit Unverstand ausgeführt worden sind, so wissen wir doch, daß Gott auch die Thorheiten der Menschen benutzt, um nützliche Erfolge herbeizu- führen. Die bedeutendsten derselben waren folgende: 1) Der Geist des Ritterwesens wurde durch die

7. Theil 2 - S. 344

1867 - Breslau : Max
342 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. Cortez, nannte ihn seinen Retter und sprang wie ein Trunkener umher. Welch unmännliches Betragen! Die schaudervolle Bestrafung jener Mexicaner hatte so viel gewirkt, daß fürs erste Keiner sich gegen die Spanier zu rühren wagte, und Cortez regierte jetzt durch den gefangenen Montezuma das ganze Reich. Auch ließ er nun zwei Kriegsschiffe auf dem See von Mexico erbauen, wodurch seine Lage in der Stadt viel sicherer wurde. Er hatte nämlich dem Kaiser von den großen Schiffen der Europäer erzählt und ihn darauf neugierig gemacht, so daß Montezuma nicht nur den Bau der Schiffe zugab, son- dern sich selbst darüber recht freute. Durch alle diese Erfolge wurde Cortez imnier kühner und schritt nun zu einer neuen Er- niedrigung des armen Kaisers. Er verlangte von ihm, er solle sich für einen Vasallen des Königs von Spanien erklären und demselben einen jährlichen Tribut bezahlen. Montezuma wagte nicht, dem fürchterlichen Manne zu widersprechen, und leistete in einer feierlichen Versammlung der Großen des Reichs die ver- langte Huldigung. Aber wie schwer mochte ihm diese Demüthi- gung fallen, der bisher Keinen über sich erkannt hatte. Seufzer unterbrachen seine Rede und bittere Thränen liefen ihm die Wangen herunter. Schon fingen die Mexicaner an zu murren und ein finsterer Ernst verbreitete sich über ihre Gesichter, so daß Cortez besorgte, er sei zu weit gegangen. Indeß beruhigte er sie damit, daß sein König nichts verlange, als Schutzherr von Mexico zu sein; sonst sollte Alles beim Alten bleiben. So viel ließen sich die Mexicaner ruhig gefallen, in der Hoff- nung, daß doch nun endlich die lästigen Gäste abziehen würden, und Montezuma selbst forderte den Cortez dazu auf. „Das ist auch ganz meine Absicht," antwortete der schlaue Cortez; „nur muß ich erst die dazu nöthigen Schiffe bauen lassen, und das er- fordert einige Zeit." — Eigentlich aber war er fest entschlossen, Mexico nie wieder zu verlassen, und täglich hoffte er, die Ver- stärkung aus Spanien eintreffen zu lehen, die er sich vom Kaiser Karl ausgebeten hatte. Er ahnete nicht, welch ein Ungewitter sich jetzt über ihm zusammenzog. „Ihr habt nicht erst nöthig, Schiffe zu bauen," sagte eines Tages Montezuma zum Cortez und zeigte ihm ein Gemälde, wel- ches ihm seine Schnellläufer aus der Provinz zugesandt hatten. Es war auf weißen Kattun gemalt und stellte eine Flotte von 18 Schiffen dar. Wie freute sich Cortez! „Das sind", dachte er,

8. Theil 2 - S. uncounted

1867 - Breslau : Max
364 Mittlere Geschickte. 3. Periode. Entdeckungen. wer denn die neuen Pflanzungen bebauen sollte? Die Spanier waren dazu zu faul und vornehm, und Knechte annehmen wollten sie auch nicht, weil diese hätten bezahlt werden müssen. Was war zu thun? Da rieth ihnen endlich las Casas, sie möchten, wenn sie einmal durchaus Sklaven haben müßten, doch lieber die starken Neger aus Afrika herüberholen. Das war man zufrieden und machte den Versuch. Und siehe da! er gelang über alle Erwartung gut; denn diese Leute konnten weit besser die schwere Arbeit aushalten. Aber seitdem ist dieser die Menschheit ent- ehrende Handel zur Gewohnheit geworden. Doch würde man sehr Unrecht thun, wenn mail deshalb dem braven las Casas fluchen wollte, der dabei die beste Ahsicht hatte. Ende des zweiten Theiles. Druck von 21. Tb. Engelbardl in Leipzig.

9. Theil 2 - S. 3

1867 - Breslau : Max
Mittlere Geschichte, 476-1517. Erste Periode. Von dem Untergange der, abendländischen Kaiserthums bis zu Karls des Großen Tod, 476—814. 52. Odoaker. — Theoderich. — Inftinian und Theodora. — Belisar und Narses, 555. Odoaker war nun König von Italien, Verona seine Resi- denz. Aber er konnte sich nicht lange seiner Herrschaft freuen. Nach 13 Jahren (489) erschien ein Mächtigerer und warf ihn wieder in den Staub zurück. Das war Theoderich der Große, der Ostgothen König. Bisher hatten diese Ostgothen an der un- tern Donau gewohnt und bei jeder Bewegung den griechischen Kaiser zittern gemacht. Mit schwerem Gelde hatte dieser den Gothen Verträge abgekauft, und zur Sicherung der damalige König seinen Sohn Theoderich nach Constantinopel als Geißel gegeben. Da wuchs der treffliche Knabe zum blühenden Jüng- ling heran und wurde vom Kaiser Zeno sehr ausgezeichnet. Er erhielt reiche Geschenke, wurde sorgfältig unterrichtet und kehrte endlich, 18.Jahre alt, in sein Vaterland zurück, wo alle Stämme ihn als König anerkannten. Aber je mehr Theoderich Ruhm erwarb, desto mehr zitterte der griechische Kaiser. Daher war es ihm wohl lieb, als einst Theoderich vor ihn trat und sprach: „Italien, du weißt es, liegt unter der Gewalt des Miethlings Odoaker. Erlaube mir, mit meinen Gothen dastin zu ziehen. Falle ich, so bist du einen gefürchteten Nachbar los; segnet Gott aber meine Waffen, so will ich Italien in deinem Namen regie- ren!" — Der Kaiser erlaubte es gern, da ihm ohnedies Italien nicht einmal gehörte, und so zog Theoderich mit seinem ganzen Weltgeschichte für Töchter. Ii. 14. Aufl, 1

10. Theil 2 - S. 4

1867 - Breslau : Max
2 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Griechen und Ostgothen. Volke, mit Weibern, Kindern und allen Habseligkeiten, die auf vielen Tausend Wagen nachgefahren wurden, von dannen. Odoaker hatte davon bei Zeiten Nachricht bekommen, und erwartete ihn schon am Eingänge Italiens am Flusse Jsonzo, wurde aber gleich zurückgeworfen, verlor eine zweite Schlacht an der Etsch bei Verona, eine dritte an der Adda und mußte sich in Ravenna einschließen, während Theoderich ganz Italien sich unterwarf. Nach drei Jahren zwang der Hunger den Odoaker, die Thore zu öffnen (493). Theoderich nahm ihn als Freund auf, aber nach wenigen Tagen ließ er ihn bei einem feierlichen Gastmahle nie- derstoßen, indem er vorgab, Odoaker habe ihm nach dem Leben getrachtet. Diese Treulosigkeit abgerechnet, erscheint Theoderich als ein trefflicher Mann. Obgleich von einem barbarischen Volke, hatte er doch so viel Großmuth, so viel menschliches Gefühl und Kunstsinn, daß man ihn in dieser Beziehung bewundern muß. Italien sah nun einmal nach langer Zwischenzeit eine schöne Blüthe des Handels und der Gewerbe wiederkehren. Die Ueberreste der alten römischen Bauwerke betrachtete Theoderich mit Bewunderung und stellte einen besondern Aufseher an, der für ihre Erhaltung sorgen sollte. Für die Sicherheit seiner Unterthanen wurden weise Gesetze gegeben und so streng darüber gehalten, daß man sagte, man könne ruhig einen Beutel mit Goldstücken aus dem Felde liegen lassen, ohne daß er weggenommen würde. Dieser tüchtige König hat von 493 bis 526 über Italien regiert. Seine ge- wöhnliche Residenz war Verona*); sonst auch Ravenna, wo er begraben liegt. Nach seinem Tode hatten die Ostgothen zwar nacheinander mehrere Könige, aber keinen, der ein zweiter Theoderich gewesen wäre. Da beschloß ein kräftiger griechischer Kaiser, Justinian, der um das Jahr 550 regierte (527 — 565), Italien wiederzu- erobern, und es gelang ihm auch nach vielen und harten Kämpfen durch seine beiden großen Generale Belisar und Narses (553); denn ein so großer Gesetzgeber auch der Kaiser war, so fühlte er doch, daß er kein geschickter Feldherr sei, und blieb daher klüg- lich zu Hause. Aber nicht allein das ostgothische Reich in Italien warf er über den Haufen, sondern er hatte auch das *) In der Vorstadt, bei der uralten Kirche des heil. Zeno, steht noch ein alter Thurm und ein altes Mauerwerk, sonst ;u seinem Palast gehörig. Auch rührt von dieser Stadt der Beiname her, den der König in der alten deutschen Sage führt, Dietrich von Bern.
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